Hallo Kamerad
Eins vorweg: Mein einjähriger Einsatz zugunsten der KFOR liegt mittlerweile schon fast ein Jahrzehnt zurück (Kontingente 29 und 30), deswegen kann ich nur basierend auf meiner Erfahrung von damals "aus dem Nähkästchen plaudern". Es ist viel passiert in den letzten Jahren bei der Swisscoy, aber vieles wird vermutlich auch gleich geblieben sein.
Bezugnehmend auf deine Fragen:
Der Ausbildungskurs ist hinsichtlich Zeitverhältnissen (Inhaltlich sieht's ander aus!) vergleichbar mit einem Schweizer WK. Will heissen: Samstagmorgen früh abtreten in den Wochenendurlaub, Sonntagabend bis Mitternacht wieder einrücken. Im Einsatz gibt es grundsätzlich pro Woche einen sog. Day-Off (also de facto eine 6-Tage-Arbeitswoche). Der freie Tag wird üblicherweise sonntags eingezogen. Grundsätzlich steht die dienstliche Notwendigkeit im Vordergrund und bestimmt, wie ein Arbeitstag aussieht und wann der freie Tag eingezogen wird. Es ist auch von der Funktion abhängig, wie dein Alltag genau aussieht. Ein Mechaniker oder Koch beispielsweise hat einen strukturierteren und örtlich begrenzteren Arbeitstag, als ich ihn als PIO hatte. Ich war viel unterwegs und hatte auch abends oftmals etwas zu tun. Grundsätzlich wird aber ein für Schweizer Verhältnisse "üblicher" Arbeitstag angestrebt (wie gesagt: Sofern es Dienst, Pendenzenliste und der Auftrag zulassen), d. h. Betriebsschluss nach dem Znacht.
Während der rund 6-monatigen Aufenthaltsdauer im Einsatzraum hast du vertraglich ungefähr 20 Ferientage zugute (Bitte mach mich für diese Zahl nicht haftbar!) Die Ferien werden üblicherweise in zwei Tranchen bezogen. Das bedeutet, du kannst deinen Einsatz faktisch dritteln. Für den Bezug von Ferien muss die Stellverteterregelung gewährleistet sein und es darf nur immer max. ein gewisser Prozentsatz des Gesamtkontingentes gleichzeitig abwesend sein. Selbstverständlich wird, wenn immer möglich, auf deine persönlichen Wünsche Rücksicht genommen. (Das klappt erfahrungsgemäss meistens auch ganz gut.) Aber auch hier hat eine etwaige dienstliche Notwendigkeit nötigenfalls Vorrang. Üblicherweise werden die Ferien schon im Verlauf des Ausbildungskurses durch den S1 und seinen S11 geplant.
Zur Freizeit: Wie oben schon geschrieben: Grundsätzlich vergleichbar mit einem Job in der Schweiz. Abends machst du Fitness / Sport (Die sportlichen Möglichkeiten sind vielfältig... ganz egal, welchen Sport du magst, du findest bestimmt gleichgesinnte Kameraden!), kuckst einen Film, triffst dich mit Kameradinnen und Kameraden und hockst zusammen und knüpfst Beziehungen mit Kameraden aus den verschiedensten Nationen usw. usf. Es gibt innerhalb des Camps auch immer wieder Veranstaltungen (Irgendeine Nation hat immer Nationalfeiertag, es ist irgendein Feiertag, es ist WM, oder und und und...
) Ausgangsrayon: Camp. Aber innerhalb der Camps gibt's sog Betreuungseinrichtungen (sprich Resturants, Beizen, PX Stores etc.) Ausnahme sind natürlich die LMTs, die in ihrem eignen Haus untergebracht sind.
Der Lohn ist im Wesentlichen abhängig von deiner Funktion (es geht um Stufe, Verantwortung, Anzahl Unterstellter etc.) und deinem Alter. Zwischen 6'000 und 10'000 pro Monat kannst du rechnen. (Ich weiss, das ist sehr grob gesagt xD
Material: allerhand.
Du rückst zivil ein und wirst dann komplett zu Beginn des Einsatzkurses neu ausgerüstet. Grundsätzlich mit dem gleichen Material, das du aus deinem Milizdienst kennst. Ausnahmen: Bei ICS, Medikamenten usw. beziehst du die "scharfe" Version und natürlich nicht die Übungsattrappen wie in der RS.
Es gibt auch zusätzliches Material: Zum Beispiel Holster und Bewaffnung je nach Funktion, die hitzefreundlichere, sandfarbene Variante des TAZ mit dazugehörigen Stiefeln usf.
Wenn du psychisch stabil, gesund sowie einigermassen belastbar bist und deine Fitness intakt ist, sind der Ausbildungskurs und der Einsatz gut machbar. Körperlich ist der Ausbildungskurs meine Erachtens keine grosse Herausforderung. Es gibt zwar den TRIFIT und einen Mini-Marsch, aber im Vergleich zu deiner UOS beispielsweise ist es vermutlich eher "Low Level". Viel wichtiger ist es, dass du geregelte Verhältnisse hast in der Schweiz vor deiner Abreise in den Einsatzraum und keine offenen Konflikte "mitnimmst". Weil die Distanz macht diese in der Regel schlimmer, anstatt sie zu lösen. Des Weiteren musst du damit zurecht kommen können, dass es beim alltäglichen Komfort Abstirche gibt und du tagaus tagein auf begrenztem Raum mit den gleichen Leuten auskommen musst. Aber das Campleben wird zu einem gewissen Teil bereits während der Ausbildung in Stans "simuliert" (Unterbringung in Containern etc.)
Was deine Funktion angeht, finde ich es noch schwierig, dir einen konkreten Ratschlag aus dem Ärmel zu schütteln. Schliesslich muss dir deine Tätigkeit letztlich auch Spass machen!
Wesentlich ist, dass du für deinen "Wunschjob" von irgendwoher das nötige Rüstzeug mitbringst (egal ob aus dem Zivilen oder aus dem Militär...)
Hier:
https://www.peace-support.ch/taetigkeitsbereiche
oder hier:
https://www.vtg.admin.ch/de/karrier...m-ausland-swissint/stellenmarkt-swisscoy.html
hast du dich schon einmal umgesehen?
So viel dazu erstmal.
Bei Fragen: fragen!
(Und Leute, die erst kürzlich im Einsatz waren, mögen mich bei Unstimmigkeiten bitte korrigieren!)